Porträt eines FHWS-Studenten, der gern im Ausland ist und in Bangkok ein Müllsystem mit KI ausstattet

25.02.2021 | Wirtschaftsinformatik, Masterstudium
Philipp Väth ist fasziniert vom Machine Learning und nutzt das Masterstudium zur Vertiefung seines Knowhows

Ein Leben im Wegwerf-Modus – ganz genau das Gegenteil lebt Philipp Väth, Student der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, gleich im doppelten Sinne.  Er nutzt jede nur erdenkliche Möglichkeit, um im Ausland neue Erfahrungen zu sammeln, sein Studium ist praxisorientiert ausgerichtet; das Thema seiner Bachelor-Arbeit ist die Ausstattung eines intelligenten Müllsystems mit künstlicher Intelligenz in Bangkok in Kooperation mit dem King Mongkut's Institute of Technology Ladkrabang.

Schon seine Schulzeit zeigt keinen 08/15-Verlauf: Mit 15 Jahren absolvierte er während der zehnten Klasse ein Auslandsjahr im Rahmen des „Parlamentarischen Patenschafts-Programms“ in Albuquerque (NM), USA, finanziert durch ein Stipendium des Deutschen Bundestages und des amerikanischen Kongresses (PPP/CBYX). Nach dem erfolgreichen Abschluss der Schullaufbahn entschloss sich Väth nach einigen Praktika bewusst für ein Studium der Wirtschaftsinformatik. Und weil für ihn neben der Theorie auch die Praxis zählt, fiel die Wahl auf die FHWS als „seine“ Hochschule.

Die Semesterferien finden nicht mit Mutti und Papa auf Mallorca gechillt am Strand statt - der junge Akademiker arbeitet vielmehr in Hamburg als Werkstudent in der IT-Abteilung eines mittelständischen Unternehmens. Sein Wunsch: Das Praxissemester sowie die Abschlussarbeit sollten möglichst international gestaltet werden. Um dieses Ziel realisieren zu können, zog er in den ersten Semestern einzelne Fächer vor, um möglichst keine Klausuren während des Auslandsaufenthaltes einschieben zu müssen.

Für das in der Studien- und Prüfungsordnung des Studiengangs verpflichtende Praktikum bewarb er sich in verschiedenen Ländern und Unternehmen. Nach einem Onlinetest und einem mehrstufigen Auswahlverfahren erhielt er die Möglichkeit, zur Lufthansa AG nach New York, USA zu gehen. Das Praktikum absolvierte er dort in der Business Process Automation Abteilung, in der spezielle Servicelösungen für Lufthansa entwickelt wurden. Hier konnte er vor allem viel neues Wissen über Web- und Softwareentwicklung mitnehmen und erhielt darüber hinaus die Option, das Praktikum um weitere drei Monate auf insgesamt über acht Monate zu verlängern.

Wieder zurück an der FHWS in Würzburg, wählte Väth, inspiriert durch Prof. Dr. Frank-Michael Schleif, die Vertiefung „Business Technologies“ bei Prof. Dr. Frank-Michael Schleif (Fach Business Intelligence) und Prof. Dr. Gabriele Saueressig (Fach Business Technologies). Im sechsten Semester bot sich ihm die Möglichkeit, das Thema „Machine Learning for Business Applications", angeboten von Prof. Dr. Peter Braun, am King Mongkut's Institute of Technology Ladkrabang, Thailand, im Zuge einer Summer School zu vertiefen und parallel das Land sowie die Universität kennenzulernen.

Durch den Besuch der Summer School und dank der Unterstützung von Prof. Dr. Peter Braun baute der junge Wirtschaftsinformatiker den Kontakt zu einer Professorin vor Ort, Assistant Professor Dr. Rutchanee Gullayanon, auf. Gemeinsam konzipierten sie das Thema seiner Bachelorarbeit. Die Wahl fiel auf „Smart Bin“ (Abfall-Lösungen), betreut von Würzburg aus durch Prof. Schleif sowie in Bangkok mit dem King Mongkut's Institute of Technology Ladkrabang, Thailand, und der Firma PTT Digital Solutions Company Limited. Das Thema: die intelligente Bilderkennung des Abfallsystems durch Einsatz künstlicher Intelligenz sowie die Klassifikation der Müllarten in einem sechsmonatigen Projekt.

Deep Learning: Effektives Waste-Management
Im Rahmen seiner Bachelorarbeit in Bangkok stattete Philipp Väth eine Mülltonne mit künstlicher Intelligenz aus, um Feedback zur korrekten Mülltrennung zu liefern. Mittels Bilderkennung und verschiedenen Deep-Learning-Techniken stellte er einen Prototypen bereit, der es Usern ermöglicht, einen Gegenstand unter der Kamera in 18 Klassen aus drei Kategorien zu klassifizieren. Das Produkt wird von einer Kamera erfasst, gescannt und korrekt der entsprechenden, farbig gekennzeichneten Mülltonne zugeführt. Ziel des Vorhabens ist es, die Menschen für das Thema Mülltrennung zu sensibilisieren und aufzuzeigen, wie einfach dies umzusetzen ist.
Dieses Projekt wurde durch die Firma PTT Digital Solutions Company Limited ermöglicht.

Fasziniert vom Thema Machine Learning, entschied sich der Bachelor-Absolvent dazu, seine Kenntnisse zu vertiefen im Masterstudiengang Informationssysteme, ebenfalls an der FHWS. Als studentische Hilfskraft bei Prof. Schleif und Christoph Raab sammelte er zudem erste Forschungserfahrungen zu den Themen Bilderkennung, Domain Adaptation und Natural Language Processing. Während des Masterstudiums entschied er sich u.a. für die „ausgewählten Kapitel der Embedded Systems“ bei Prof. Dr. Arndt Balzer: In diesem Lehrangebot bestand u.a. die Aufgabe, in Teams intelligente Lösungen für das Fahrverhalten von Nvidia Jetbots zu finden sowie Lösungen zum autonomen Fahren bereitzustellen.

Nun naht der Abschuss des Masterstudiums: Gern hätte Philipp Väth wieder im Ausland mit einem Unternehmen kooperiert und an intelligenten Lösungen für technische Herausforderungen möglichst praxisorientiert mitgewirkt. Die Pandemie hat seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit etwas Geduld, Kreativität und Kontakten lässt sich sicher auch dieses Vorhaben in die Realität umsetzen.